Diesmal nehme ich dich mit auf eine faszinierende Reise nach Steyl, einem kleinen Ort direkt an der deutsch-niederländischen Grenze. Hier wurde vor 150 Jahren ein Orden gegründet, der bis heute weltweit wirkt: die Steyler Missionare.
Ich spreche mit Michaela Schneider-Mestrom, Geschäftsleiterin des Medienapostolates. Sie erzählt über die beeindruckende Geschichte der "Steyler". Von den bescheidenen Anfängen durch den visionären Gründer Arnold Janssen im Jahr 1875 bis hin zu einem globalen Netzwerk mit etwa 9.000 Mitgliedern in 80 Ländern, die in rund 1.000 Projekten arbeiten.

Was als kleine Mission in einem niederländischen Grenzort begann, hat sich zu einem weltweiten Hilfswerk entwickelt, das sich besonders der Bildung und dem Wohl benachteiligter Menschen widmet.
Ob in den Slums von Nairobi, bei Flüchtlingen in Uganda oder bei Streetwork-Projekten in europäischen Großstädten – die Steyler Missionare passen ihre Arbeit den Bedürfnissen vor Ort an und schaffen damit nachhaltige Veränderung.
Das folgende Transkript der Folge gibt dir einen tiefen Einblick in die Arbeit der Steyler Missionare und ihre Geschichte von Engagement, Mitgefühl und der Kraft des Glaubens.
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Du liebst es, neue Regionen zu entdecken und die Geschichten der Menschen hinter ihnen kennenzulernen? Dann ist der Niederrhein Podcast genau das Richtige für dich!
Der Host des Podcasts ist Frank Sarodnick und selbst vor 20 Jahren aus Berlin an den Niederrhein gezogen. Er nimmt dich mit auf eine spannende Entdeckungsreise durch diese einzigartige Region.
Was erwartet dich?
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Vor 150 Jahren beginnt am Niederrhein eine außergewöhnliche Geschichte: Die Gründung der Steyler Missionare.
Michaela Schneider-Mestom ist die Geschäftsleiterin des Medienapostolates.
Sie erzählt, wie der Gründer Arnold Janssen aus Goch aufgrund des Kulturkampfes nicht in Deutschland, sondern im niederländischen Steyl seinen Orden ins Leben ruft. Trotz größter Hürden und finanzieller Knappheit entsteht mit viel Engagement und Unterstützung aus der Region ein Missionshaus, das bis heute das Herz der Steyler Missionare bildet.
Heute hat das Klosterdorf nicht nur eine imposante Kirche, viele Klostergebäude und Gärten, sondern auch ein eigenes Museum. Früher gab es sogar eine hauseigene Druckerei.
Die Entwicklung des Ortes ist beeindruckend: Über die Jahre wuchsen nicht nur Gebäude, sondern auch die Gemeinschaft und ihre Angebote – von eigenen Schulen und Gymnasien bis hin zu Zeitschriften wie „Stadt Gottes“, die heute unter dem Namen „Leben jetzt“ fortgeführt wird.
Besonders faszinierend ist der internationale Wirkungsbereich der Steyler.
In knapp 80 Ländern engagieren sich heute rund 9.000 Ordensmitglieder in weit über 1.000 Projekten.
Der Schwerpunkt liegt dabei auf nachhaltiger Hilfe – vor allem Bildung, medizinische Versorgung, Unterstützung von Geflüchteten und benachteiligten Gruppen stehen im Vordergrund.
Je nach Bedarf werden die Projekte flexibel an die lokalen Gegebenheiten angepasst – in Uganda leisten die Steyler medizinische und psychologische Hilfe im größten Flüchtlingscamp Afrikas, in den Slums von Nairobi bieten sie Kindern Bildung und Sicherheit.
In der Gegenwart gehen die Styler neue Wege und stellen sich den Herausforderungen einer zunehmend digitalisierten Welt. Von Social Media über E-Paper bis hin zu gezielter Öffentlichkeitsarbeit und Spendenaktionen nutzen sie moderne Kanäle, um ihre Projekte sichtbar zu machen und Unterstützung zu gewinnen.
Links:
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Interview mit Michaela Schneider-Mestrom
Das Transkript der Folge ist so angepasst, dass es leichter lesbar ist. Die Überschriften dienen der besseren Übersicht.
Einleitung
Frank [00:00:05]:
Der Niederrhein hat bekanntlich keine festen territorialen Grenzen. Er endet deshalb auch nicht an der deutsch-niederländischen Grenze.
Für die heutige Folge habe ich einen ganz besonderen Ort herausgesucht:
Nur einen Steinwurf weg von der Grenze befindet sich das Örtchen Steyl. Hier wurde vor 150 Jahren ein Orden gegründet.
Über die Geschichte der bekannten Steyler Missionare spreche ich heute mit der Geschäftsleiterin des Medienapostolates.
Herzlich willkommen im Niederrhein Podcast, liebe Michaela Schneider-Mestrom.
Michaela [00:00:37]: Hallo, danke. Schön, dass ich da sein kann.
Frank [00:00:39]:
Du hörst übrigens den Niederrhein Podcast.
Der Niederrhein Podcast ist ein abwechslungsreicher Podcast für Leute, die neugierig sind. Neugierig auf das, was der Niederrhein mit seinen Orten, Geschichten, Landschaften, Unternehmen und vor allen Dingen auch Menschen alles zu bieten hat.
Ich bin Frank und vor 20 Jahren von Berlin nach Nettetal am Niederrhein gezogen. Ich mache diesen Podcast, weil mich der Niederrhein fasziniert und in seinen Bann gezogen hat. Genau das möchte ich mit dir teilen.
Die Gründungsgeschichte der Steyler Missionare
Liebe Michaela, 150 Jahre Geschichte habt ihr. Da würde ich gerne einmal wirklich an den Anfang gehen. Wie kam es dazu? Wie kam es zu der Gründung des Ordens? Wo hat das alles angefangen und vor allen Dingen warum in Steyl?
Michaela [00:01:21]:
Warum in Steyl? Das ist tatsächlich ganz spannend. Arnold Janssen war ein Pfarrer aus Goch, der den Orden 1875 gegründet hat.
Er wollte ihn eigentlich in Deutschland gründen, aber das ging aufgrund des Kulturkampfes nicht. Deshalb hat er sich gesagt, gehen wir halt einfach über die Grenze. Er hat mit dem Bischof hier in Holland gesprochen und ihm gesagt, ich würde gerne einen Orden in den Niederlanden gründen, einen Missionsorden.
Das ist tatsächlich eine ganz lustige Geschichte. Offenbar hat der Bischof nach dem Gespräch zu jemandem gesagt, da ist ein Herr Janssen, der hat keinen Pfennig in der Tasche und möchte hier einen Orden gründen. Entweder er ist ein Verrückter oder ein Heiliger.

Gründer und Heiliger - Arnold Janssen
Letztlich hat es sich bewahrheitet, denn 2003 wurde Arnold Janssen heilig gesprochen.
1875 ging er hierher und hat mit den Geldern, die er eingeworben hat, mit Unterstützung der hiesigen Bevölkerung das erste Missionshaus gegründet. Es war an diesem Platz, wo wir jetzt sind.
Wir befinden uns im Gründungskloster der Steiler Missionare in Steyl in St. Michael.
Frank [00:02:31]: Das sind 150 Jahre, das ist richtig, richtig lange her.
Das Klosterdorf Steyl und seine Entwicklung
Michaela [00:02:35]:
Dieses Jahr ist natürlich wirklich ein besonderes Jahr, weil es das Jubiläumsjahr ist. Wir sind mega stolz und haben viele Veranstaltungen. Es ist einfach ganz toll, in diesem weltweiten Hilfswerk arbeiten zu dürfen.
Frank [00:02:57]:
Ich bin hier mit dem Auto – normalerweise komme ich mit dem Fahrrad hierher, weil das ja nicht wirklich weit weg von Nettetal liegt. Heute bin ich mit dem Auto gekommen und habe gesehen, das ist wirklich eine riesengroße Anlage.
Ihr habt die Kirche, ihr habt ein riesiges Kloster, ihr habt den Garten. Was gehört noch alles dazu?
Michaela [00:03:15]:
Es ist noch viel mehr tatsächlich.
Wir befinden uns hier im Klosterdorf Steyl.
Klosterdorf deshalb, weil im Laufe der Jahre, also 1889, hat Arnold Janssen den zweiten Orden gegründet. Das ist der Orden der Steyler Missionsschwestern, also ein Frauenorden. Am Anfang haben die Frauen nur mitgearbeitet, wie es damals eben so war, in der Küche und so weiter. Dann haben die Schwestern gesagt, ganz ehrlich, wir wollen auch in die Welt.


Dann wurde 1889 der zweite Orden gegründet, der uns angehört, die Missionsschwestern. Ein paar Jahre später kamen dann noch die Anbetungsschwestern dazu.
Es gibt drei Klöster hier im Klosterdorf. :
- St. Michael, wo wir uns hier befinden, ist das Gründungskloster.
- Dann gibt es das Gründungskloster der Steyler Missionsschwestern. Das ist das Herz-Jesu-Kloster, das ein paar hundert Meter weiter Richtung Ort liegt.
- Es gibt auch noch das Kloster der Anbetungsschwestern.
Damals war es anders als heute. Damals hatten alle Orden natürlich erheblichen Zulauf. Irgendwann wurde das Kloster der Steyler Missionsschwestern zu klein, weil da auch die Anbetungsschwestern drin waren. Dann wurde für die Anbetungsschwestern ein weiteres Kloster gebaut.
Medienarbeit und globale Mission
Irgendwann gab es eine eigene Druckerei, weil Arnold Janssen sehr früh angefangen hat zu sagen, wir wollen das Gute in die Welt tragen.
Er hat den kleinen Herz-Jesu-Boten ins Leben gerufen.
Das war eine Zeitschrift, die zwar religiös sein sollte, aber vor allem unterhaltsam.
Letztlich war Arnold Janssen tatsächlich sehr visionär mit diesem Missionen-anders-verstehen.
Nicht Leuten den Glauben aufdrängen, sondern durch Unterhaltung und durch die Vermittlung von Werten zeigen, wie toll letztlich Religion sein kann.
Die ersten Missionare wurden 1879 nach China ausgesendet.
Ausgesendet bedeutet Folgendes: Die Steyler Missionare haben mittlerweile in knapp 80 Ländern dieser Welt verschiedene pastorale, christliche und Hilfsprojekte.
Den Steylern liegt ein großer Wert am Herzen, nämlich das Vermitteln von Bildung. Nur durch Bildung kann man letztlich die Welt verändern.
Deshalb gab es hier früher auch – und deshalb ist das Klosterdorf auch so groß geworden – eine eigene Schule, ein eigenes Gymnasium hier im Haus.
Es wurde in den 60er Jahren eingestellt, aber es liegt weltweit ein großer Schwerpunkt auf Bildung.
Aber ich schweife ab. Ich komme noch mal zurück zum Klosterdorf.
Es gibt hier eine Druckerei, in der damals die "Stadt Gottes" gedruckt wurde. Das kennen wahrscheinlich so ungefähr in jeder Familie.
Es war weit über eine Million Auflage in Deutschland, Österreich, Belgien, Luxemburg und der Schweiz. Deshalb kennen das noch ganz viele Leute von früher.
Wir haben vor genau fünf Jahren, das ist nämlich das nächste Jubiläum, nach 142 Jahren "Stadt Gottes" umbenannt in "Leben Jetzt".
"Leben Jetzt" ist unsere Zeitschrift, mit deren Abo-Erlösen man das Wirken der Steyler Missionare in aller Welt unterstützt.
Deshalb gibt es die Druckerei, die dann auch früher noch andere Dinge gedruckt hat, also noch andere Zeitschriften, noch andere Bücher und so weiter.
Dann gibt es das Missionsmuseum, wo die Missionare aus allen Herrenländern Dinge mitgebracht haben, um sie den Menschen hier zu zeigen.
Mittlerweile gibt es auch noch ein Museum für Kinder, ein absolutes Mitmachmuseum mit 3D-Installationen und mit VR-Brillen und so weiter.
Es gibt mehrere Gärten, botanische Gärten.
Es ist für alle etwas dabei.
Internationale Hilfsprojekte und ihre Wirkung
Frank [00:07:39]:
Es ist schon eine riesige Anlage, muss ich wirklich dazu sagen.
Aber ich bin jetzt sehr überrascht, dass ihr die Druckerei, also macht ihr das wirklich in-house?
Michaela [00:07:46]:
Nein, nicht mehr. Die Druckerei ist 2000 geschlossen worden. Wir drucken mittlerweile "Leben Jetzt" und auch die Kalender wie Michaels Kalender, den Tischkalender und den Bildkalender in deutschen Druckereien, in umliegenden Druckereien.
Frank [00:08:00]:
Ah ja, okay. Aber trotzdem interessant, dass das so lange bei euch in der eigenen Hand war. Das ist schon sehr außergewöhnlich, dass man in einem Kloster eine Druckerei hat, die die Druckerzeugnisse herstellt, um das Ganze zu verteilen.
Ich will nochmal nachfragen, ihr seid in 80 Ländern in der Welt derzeit noch unterwegs, also immer noch, oder wächst das noch weiter, kommen immer mal ein paar Länder dazu?
Michaela [00:08:25]:
Ja genau, es ist tatsächlich so. Einige Projekte werden irgendwann an die Menschen vor Ort übergeben.
Die Steyler Schwestern haben einen gemalten Baum mit Trauben an ihrer Klosterwand innen.
Da sieht man immer mal wieder, wie stark der Baum wächst, also in welche Länder sie noch gehen und so weiter.
Ich selber war vor anderthalb Jahren in Kenia und Uganda und habe da Projekte besucht, für unsere Zeitschrift "Leben Jetzt", weil da immer Missionsreportagen unter anderem drin sind.
Ich war in einem der größten Flüchtlingscamps der Welt, in Bidi Bidi. Das ist in Uganda an der Grenze zum Südsudan, jetzt im Moment ja wieder sehr aktuell.
Da haben die Steyler Männer mehrere Kirchen auf dem Gelände. Dort sind 215.000 Geflüchtete derzeit, ein gigantisches Gelände.
Wir gehen dahin, wo wir gebraucht werden.
Die Steyler Schwestern machen auf diesem Gelände sowohl psychologische als auch medizinische Hilfe.
Dort leben Steyler Schwestern.
Sie besorgen Kleinigkeiten wie Verbände, Pflaster und vor allem Medikamente durch Spendengelder, die dringend gebraucht werden.
Immer wenn die Steyler merken, da werden wir gebraucht, dann gehen sie hin.
Irgendwann werden wir da vielleicht nicht mehr gebraucht, dann gehen wir in andere Länder und machen dort Projekte.
Zum Beispiel auch die Unterstützung von Aidswaisen, die einfach von ihren Familien verstoßen werden.
Auf den Philippinen kümmern wir uns um Müllkippenkinder. Ihr kennt diese Bilder von Kindern, die auf den Müllkippen Batterien suchen, um sie weiterzuverkaufen.
Es gibt ganz viele Projekte zur Unterstützung von Frauenrechten.
Das ist auch ein ganz wichtiger Punkt.
In Mexiko City kümmern sich die Steiler um Prostituierte, die auf der Straße leben.
Es gibt also viel Streetwork.
Aber auch in Berlin haben wir zum Beispiel ein Streetwork-Projekt. Es ist nicht nur im globalen Süden, sondern natürlich auch hier.
Wir haben in Berlin ein Streetwork-Projekt, wir haben in Wien ein Streetwork-Projekt, wo Menschen auf der Straße ganz barrierefrei Hilfe angeboten wird. Oder eine Suppenküche, sowas.
Bildung als Schlüssel zur Veränderung
Frank [00:11:04]: Also ihr passt die Projekte an die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten an.
Michaela [00:11:09]: Ja, und an die Bedürfnisse.
Frank [00:11:12]: Die Zielgruppe, im Neudeutschen, also was wirklich gebraucht wird, was der Bedarf ist, und macht dann dort die Arbeit.
Das ist wirklich gut, weil das dann natürlich dort auch bei den Leuten richtig ankommt.
Wie würdest du das denn sehen, wenn man sich das so alles anschaut?
Wie viele Leute sind denn da in den 80 Ländern? Ich habe gar keine Vorstellung.
Wenn ich mir 80 Länder vorstelle und ein Flüchtlingsheim mit einer Viertelmillion, da können ja nicht nur drei Leute sein.
Michaela [00:11:44]:
Ja, genau. Wir haben weltweit knapp 9.000 Männer und Frauen, also Steyler Missionare und Missionsschwestern, die in diesen – ich weiß es gar nicht – die Schätzungen laufen so auf 1.000 Projekte.
Fact
9.000 Steyler arbeiten an
1.000 Projekten in
80 Ländern.
Frank [00:12:03]:
Wahnsinn. Die Steyler haben eigentlich ihren Stammsitz hier, oder wie muss ich mir das vorstellen? Oder sind die dann auch lokal irgendwie in...
Michaela [00:12:11]:
Genau, wir gehören nicht zu der Amtskirche oder sowas, aber wir sind ein katholisches Netzwerk und ähnlich strukturiert.
Die Generalleitung sitzt in Rom tatsächlich, oder in Nemi, in der Nähe von Rom.
Dann gibt es unterschiedliche Provinzen. Die Provinzen sind zum Beispiel die afrikanische Provinz, die deutsche Provinz, die amerikanische Provinz. Es ist in Provinzen unterteilt, die dann jeweils die Projekte betreuen.
Frank [00:12:46]:
Okay, also es ist dezentralisiert organisiert, so dass die Leute, die vor Ort sind, auch ihre Entscheidungen fällen können.
Michaela [00:12:53]:
Und eben auch dann dort wirklich die Arbeit machen können.
Ich wusste das natürlich immer schon, ich arbeite ja schon ein paar Jahre hier, aber als ich in Kenia und Uganda war und gesehen habe, was die Mitbrüder und die Schwestern vor Ort leisten.
Da kommen mir heute noch tatsächlich, siehst du ja gerade, so ein bisschen auch die Tränen vor Rührung.
Als Beispiel in Nairobi:
Mitten im Slum haben wir eine Kirche und eine Schule, eine Primary School, also eine Grundschule für Kinder aus dem Slum. Die Leute können sich logischerweise die Schulgebühren nicht unbedingt leisten. Deshalb gibt es zum Beispiel, wenn man "Leben Jetzt" abonniert, fließt immer ein minimaler Prozentsatz in die jeweiligen Projekte.
Unsere gesamten Erlöse gehen natürlich in das Arbeiten der Steyler Missionare, aber mal wird Projekt X, mal wird Projekt Y unterstützt.
Die Primary School im Slum von Nairobi hat eine Mauer um unser Gelände.
Als wir ankamen, dachte ich, was soll denn die Mauer, das finde ich komisch. Aber das war klar, weil Slum wirklich bedeutet: keine festen Häuser, keine Kanalisation, keine Bildung, sehr viel Kriminalität und so weiter. Hinter dieser Mauer, die von Mitarbeiterinnen bewacht wird, haben die Leute Ruhe. Die Kinder sind sicher. Wenn die Gläubigen am Wochenende zu den drei Gottesdiensten am Sonntag kommen, bleiben sie den ganzen Tag auf dem Gelände, weil dieses Gelände ihnen Sicherheit bietet. Endlich mal einen Tag Auszeit von ihrem unfassbar anstrengenden Alltag.
Durch Spendengelder werden da auch – ich habe selber drei von einer Familie – Patenkinder unterstützt.
Dadurch können sie zur Schule gehen und bekommen wirklich richtige Bildung.
Wir haben uns auch die öffentlichen Schulen im Slum angeguckt, das ist wirklich Wellblech und da sind keine ausgebildeten Lehrer. Bei uns sind ausgebildete Lehrer. Die Kinder werden komplett in Englisch unterrichtet und sie bekommen vor allem zwei Mahlzeiten am Tag. Das ist extrem wichtig, dass sie dadurch, dass sie bei uns zur Schule gehen, auch ordentlich ernährt werden. Zwei Monate lang ist die Schule geschlossen, einen Monat im Sommer, einen Monat im Winter. Dann ist es für die Familien total schwierig, weil sie nicht genug zu essen haben. Also auch das, nicht nur Bildung, sondern auch Ernährung spielt da automatisch eine Rolle.
Da haben die Steyler angefangen, haben das alles vor ein paar Jahren erst gebaut – die Kirche und die Gemeindehalle und die Schule und eben dieses Sicherheitskonzept und so weiter.
Ich bin sehr froh, daran mitarbeiten zu dürfen.
Frank [00:16:12]:
Ja, ich glaube, das ist auch ein sehr wichtiger Teil.
Einfach auch zu versuchen, die nächste Generation, so zu formen, dass sie überhaupt Sicherheit kennenlernen.
Ich kann mir vorstellen, ein Kind, was wirklich in einem Slum aufwächst mit Gewalt und Hunger, das geht dann immer weiter. Wenn das Kind größer wird, ist das ja dann der Wertekanon, den es hat. Ich habe Hunger und ich übe Gewalt aus oder ich erfahre Gewalt auch ganz schlimm.
Deshalb finde ich es unheimlich gut, wenn man das hinbekommt, dass die Kinder Sicherheit haben, dass sie sich mal auch fallen lassen können, Essen bekommen und Bildung bekommen.
Wie geht es dann weiter, also wenn die aus der Schule kommen, wie geht es dann mit den Kindern oder mit den Jugendlichen weiter?
Könnt ihr da noch unterstützen oder habt ihr da noch weitere Möglichkeiten?
Michaela [00:17:00]:
Ja, zum Beispiel anhand des jungen Eugène, eines meiner Patenkinder.
Der ging zuerst auf unsere Primary School, von der ich gerade erzählt habe, im Slum. Jetzt hat er die Möglichkeit dadurch, dass er eine Patin hat, auf die weiterführende Schule zu gehen.
Wir haben außerhalb der Stadt, so eine halbe Stunde entfernt, mitten im Grünen, wo auch eigene Landwirtschaft betrieben wird, die Boy's High School, die Steyler Boy's High School. Da kann Eugène jetzt hingehen.
Sie haben eine eigene Bäckerei, eine eigene Metzgerei, sie schlachten selber die Tiere, betreiben eigene Landwirtschaft und so weiter.
All das kriegen die Kinder dann eben auch noch vermittelt im Vorbeigehen. Es ist alles in Englisch. Dadurch werden die Kinder so gestärkt, dass sie danach eine gute Grundlage haben, irgendwie ein anderes Leben führen zu können.
Frank [00:18:03]:
Nicht nur ein anderes Leben, sondern halt auch ihr Land in die richtige oder eine andere Richtung zu bewegen. Richtig oder falsch ist erstmal eine andere Sache, aber erstmal überhaupt auch das Land wieder aufzubauen, mitzuhelfen, die Nächsten wieder heranzuziehen.
Das geht ja immer von einem zum anderen und es verbreitet sich dann auch.
In 80 Ländern, wenn man sich das mal überlegt, wie viel Arbeit das ist und wie viel Potenzial dort drin steckt.
Ihr seid wahrscheinlich in Asien unterwegs, ihr seid in Afrika unterwegs. Das sind Länder, die aus unserem europäischen Blickwinkel manchmal auch einfach so ein bisschen rausfallen. Da kommt mal ein Nachrichtenschnipsel und dann sagt man, ach, da ist ja wieder was. Im Prinzip fällt es in den Nachrichten oft hinten runter, weil es nicht so viel Informationen darüber gibt.
Deshalb umso wichtiger, dass die Steiler da wirklich so eine tolle Arbeit machen.
Ich habe noch eine Frage, die mich brennend interessiert.
Du hast erzählt, dass der Gründer, Arnold Janssen, ein Visionär war.
Dann kam die Zeitschrift, dann kam eure Druckerei und das bewegt sich ja alles in der heutigen Zeit.
Alles ist schnelllebiger geworden, das eine gibt es schon nicht mehr, das andere gibt es noch und gerade noch und dann kommt was neues, dann kommt Social Media.
Social Media und die Steyler
Wie geht ihr mit der Herausforderung mit Social Media um?
Ist das für euch eher so, dass ihr sagt, hey, das ist ein richtig toller Kanal, wir können andere Leute erreichen oder sagt ihr, nee, also um Gottes willen jetzt nicht noch das nächste TikTok-Video.
Michaela [00:19:33]:
Ja, TikTok ist ein bisschen zu jung.
Aber natürlich sind wir auf Social Media unterwegs. Wer stehen bleibt, geht rückwärts.
Natürlich ist es so, die meisten abonnieren "Leben Jetzt", die Steyler Missionare zu unterstützen für 46,20 Euro im Jahr, also einen wirklich erschwinglichen Beitrag.
Aber wir haben auch ein E-Paper, das sogar ein bisschen günstiger ist. Das kann man natürlich auch bestellen.
Wir sind auf Facebook präsent, wir sind auf Instagram präsent.
Wir haben selbstverständlich eine Website.
Wir haben Newsletter und so weiter. Man kann unsere Newsletter kostenlos abonnieren.
Wir machen zum Beispiel ziemlich viel Google Werbung, weil je mehr Häuser in Deutschland geschlossen werden – ich sagte ja vorhin, wir hatten eigene Schulen, die sind mittlerweile geschlossen worden – und je weniger Nachwuchs wir bekommen, also die Steyler an sich, desto wichtiger wird das.
Der Nachwuchs kommt ausschließlich natürlich aus Übersee, also viel aus Indien, viel aus Indonesien, viel aus Afrika und so weiter.
Heute ist es nicht mehr so, dass die Deutschen nach draußen gehen in die Welt, sondern dass die Welt zu uns kommt.
Das ist ganz schön. Also Interkulturation, wichtiges Thema bei uns, ein ganz normales Thema für uns.
Natürlich müssen wir auf uns aufmerksam machen.
Deshalb freue ich mich so, dass du sofort gesagt hast, habe ich richtig Bock drauf, darüber zu erfahren, weil es so toll ist. Das sollten einfach viele wissen, um es unterstützen zu können.
Frank [00:21:18]:
Ja, auf jeden Fall. Ich muss ganz ehrlich sagen, in meinem Podcast spreche ich mit vielen Leuten und bin auch generell in der Welt unterwegs.
Nicht jeder sieht Social Media als Möglichkeit, sich und seine Informationen zu verbreiten.
Manche sagen auch, Social Media bleibt mir vom Hals. Ich bleibe bei dem, was ich habe.
Da gibt es dann die Printmedien natürlich. Aber es gibt auch Leute, die wirklich sagen, hey, Social Media ist die Möglichkeit, wirklich das, was ich möchte, nach draußen zu geben und zu erzählen, zu berichten.
Erst wenn du erzählst, so wie wir es heute auch im Podcast machen, verstehen die Leute, was man überhaupt macht.
Dann sagt man, hey, da steckt mehr dahinter, als ich aufgrund irgendeines kurzen Schnipsels einfach mal nur sehe.
Wenn man hier durchfährt – ich fahre ja mit dem Fahrrad hier gerne durch – habe ich auch nicht alles erfasst, obwohl ich schon mal das gesehen habe.
an erfasst es einfach nicht, weil es wirklich groß ist.
Dann sitzt man im Klostergarten und sagt sich, boah, ist aber echt schön hier. Dann hat man aber schon wieder im Sinn, jetzt fahre ich weiter, noch die nächsten paar Kilometer.
Deshalb kann ich eigentlich wirklich nur jedem raten, sich mal damit zu beschäftigen mit den Steylern, weil es mehr ist als man so am Anfang eigentlich sieht.
Abschluss
Ich werde natürlich alles, was die Steyler Missionare und eure Arbeit anbelangt, in den Show Notes verlinken.
Da wirst du alle Links dann nochmal sehen, kannst dann nochmal auf die Webseite und auf die ganzen Social Media schauen.
Ich verlinke auch die Zeitschrift. Wenn dir der Podcast gefällt, dann freue ich mich natürlich, wenn du den Podcast abonnierst.
Auf der Webseite vom Podcast, also unter niederrhein-podcast.de, findest du auch nochmal alle Informationen und zusätzlich noch ein paar Fotos von unserem heutigen Gespräch mit Michaela.
Du kannst dir da auch nochmal alles anschauen und die entsprechenden Informationen und Bilder anschauen.
Liebe Michaela, vielen, vielen Dank. Das war super aufschlussreich. Viele Sachen, die ich nicht wusste. Ich glaube, für alle draußen, die jetzt zugehört haben, ist das auch mal so ein Anstoß, einfach nochmal darüber nachzudenken, was mache ich eigentlich für die Welt?
Ich glaube, dass wir hier tatsächlich noch gerne mal fortsetzen können im nächsten Jahr, einfach noch mal zu schauen, was hier noch bei euch alles so los ist.
Michaela [00:23:40]: Total gern, immer herzlich willkommen.
Frank [00:23:42]:
Damit bin ich schon fast am Schluss, aber es geht natürlich wie immer noch ein kleiner Gruß an meine Berliner Freunde.
Das sind jetzt mal hier 150 Jahre. Einer der das wirklich wollte, der hat hier angefangen und hat das richtig gut hinterlassen. Ich bin ganz schön sprachlos, was hier alles passiert ist, aber das musst du einfach auch mal wirklich selber sehen, selber angucken. Kommst du mal vorbei, gehen wir hier mal hin, zeige ich dir das alles. Damit sage ich für heute tschüss und bis zur nächsten Folge.